Am 29. und 30. Juli fand die 10. Ausgabe der „Kleinen Messe“ auf dem Gelände von Buffl’Ardenne in Semel statt. Sie ist die Alternative zur berühmten Landwirtschaftsmesse in Libramont in der belgischen Provinz Luxemburg, die mit jährlich etwa 200 000 Teilnehmern die größte ihrer Art in Europa ist.

Themen der Kleinen Messe in diesem Jahr waren die Souveränität und technologische Autonomie der Landwirte. Gelegenheit für die VerbraucherInnen (darunter unsere Familie, bis hin zu den Enkeln!), sich zu informieren und an den Programmen zu Themen rund um unsere Ernährung teilzunehmen.

Hier nährt man den Magen, das Herz und das Wissen! So würde ich diese zwei Tage der Begegnungen mit den oft mutigen Akteuren einer engagierten Landwirtschaft zusammenfassen, die bewusst und entschlossen sind, den Respekt vor der Erde zu verteidigen und die menschlichen Qualitäten über den Profit zu stellen.

So konnten wir mit Genuss die Käsesorten, das Brot, das Gemüse und andere Produkte der anwesenden regionalen Erzeuger verkosten.

Aber wir konnten uns auch mit den Entwicklern intelligenter technologischer Lösungen für den Gemüseanbau, wie Fabriek Paysanne und Boer Bricoleur austauschen. Gemeinsam mit den Landwirten entwickelte Tools sind weit weniger kostspielig, als die zahlreichen automatisierten Werkzeuge, die heute für jeden Gemüsebauer als unverzichtbar angepriesen werden, und vor allem können sie repariert werden! So kann eine extragroße Schubkarre mit mehreren Gemüsekisten gleichzeitig beladen werden; ein doppelter Rechen erlaubt effizienteres Arbeiten und ein sogenannter Jäteflieger erweist sich als so viel bequemer!

Stand mit regionalen Käsesorten
Kleinproduzenten waren anwesend
Die Wolken haben die Teilnahme nicht verhindert!
Vorträge und Musik
Familienraum
Bäuerliche Anfertigung
Lernen, wie man baut und repariert
Aufwickler
Extra breiter Rechen
Aktive Teilnahme beginnt früh!

Die Informationen dienten auch dazu, das Bewusstsein der Besucher zu schärfen. Sei es durch Theateraufführungen, Debatten, Gedankenaustausch oder Anregungen für konkretes Handeln – jede(r) von uns, ob groß oder klein, konnte an der bäuerlichen Lebenswirklichkeit, die uns alle angeht, teilhaben.

Tatsache ist, dass angesichts einer Politik, die vom Profit geleitet wird, der Kampf der Landwirte mehr und mehr kriminalisiert wird. Um eine alternative Landwirtschaft verteidigen zu können, sind in Belgien und Frankreich Kämpfe gegen die Politik von aktueller Notwendigkeit. Immer mehr Landwirte, die ihren Beruf verteidigen, finden sich im Gefängnis wieder; Bewegungen wie Soulèvements de la Terre (Aufstand der Erde) sind aufgelöst und das Wasser wird zum Nutzen der Interessen der Agroindustrie monopolisiert – wie zum Beispiel bei den Bassins in Sainte-Soline.

Simon Laffineur von Oxfam erinnerte an die drei Säulen der Zukunftsvision des aktuellen französischen Präsidenten Macron für die Landwirtschaft: Automatisierung, Technologisierung, Digitalisierung.

Eine Rednerin aus Frankreich machte deutlich, dass aktuell der Dialog zwischen allen Landwirten als Teil der Alternative anzusehen ist, denn sie gab an, dass sich einige Landwirte durch den Zwang, mehr zu produzieren, in die Enge getrieben sehen – und dass sie dabei nicht freiwillig, sondern aufgrund finanzieller Zwänge handeln. Um zu vermeiden, dass pauschal alle Landwirte mit großen Betrieben verdammt werden, muss das mitberücksichtigt werden.

Sie erzählte von einem Anruf eines „klassischen“ Landwirts, der um Rat für sein Vorhaben bat, sich gegen Hersteller amerikanischer Drohnen zur Wehr zu setzen. Diese Unternehmen hatten an Landwirte Drohnen verkauft, mit deren Hilfe und zum Zwecke größerer Wirtschaftlichkeit der Bedarf an Pestiziden und Wasser für die Kulturen ermittelt werden kann. Einziger Haken bei der Sache: Alle dadurch gewonnenen Daten bleiben Eigentum des amerikanischen Unternehmens. Und die Gefahr dabei ist, dass es sich um dieselben Gesellschaften handelt, die sich Stück für Stück die Kontrolle über die Bearbeitung der Böden aneignen. Und mittlerweile beginnen selbst diejenigen Landwirte, die an dieses digitale Wunder geglaubt haben, dessen Grenzen und Nachteile zu sehen.

Auf eine baldige Fortsetzung!

Natürlich waren auf der Kleinen Messe auch KünstlerInnen mit von der Partie, und das Unterhaltungsprogramm ging am späten Samstagabend unter dem stoischen Blick der dort gehaltenen Büffel – den Lieferanten für Mozzarella und Ricotta – zu Ende.

Für Eindrücke von der Kleinen Messe: https://www.tvlux.be/video/agriculture/la-petite-foire-paysanne-de-retour-a-semel_43423.html

Für alle Informationen zu den federführenden Verbänden und den Schulungen zur Entwicklung eines eigenen landwirtschaftlichen Projekts: https://lapetitefoire.lemap.be

und noch viele weiter Fotos: https://www.facebook.com/LaPetiteFoire.be

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!