Die Blütezeit der Zivilisation der Bamuni, die noch immer den Westteil Kameruns bewohnen, fiel mit der Ankunft der Europäer zusammen – der Deutschen, dann der Franzosen- die versuchten, das Gebiet zu besiedeln. Trotz der Probleme, entstanden durch ihren Einfluss und interne Konflikte, entwickelte dieses Volk dank eines erfindungsreichen Königs, Ibrahim Njoya, seinen Schöpfergeist.

Ibrahim Njoya, das Königskind

Einigen historischen Quellen zufolge wurde Njoya 1876, und anderen zufolge um 1860 geboren. Als Sohn von Königin Njapndunke und König Nsangou, tritt er die Nachfolge seines Vaters als siebzehnter Herrscher eines Königreichs an, dessen Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Seine Mutter übernahm die Regentschaft bis zu seiner Volljährigkeit.

Erfindungen

Schon als Kind stellt Njoya seinen Geist und Einfallsreichtum unter Beweis. Als leidenschaftlicher Botaniker verfasst er ärztliche Abhandlungen, sammelt traditionelle Rezepte der einheimischen Pharmakopöe und erfindet mithilfe seiner Gefolgsleute ein Schriftsystem, genannt Shumon. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Geschichte seines Volkes mündlich überliefert, doch bei dieser Methode bestand die Gefahr, dass entscheidende Details verloren gingen. Das neue System wurde mehrfach umgestaltet, um es zu vereinfachen und die Anzahl der verwendeten Zeichen zu verringern, und wurde auf Veranlassung des Königs in den Schulen unterrichtet und von den Beamten auf allen Ebenen eingesetzt.

Dank der neuen Sprache wurde eine chronologische Darstellung der Herrscherfamilie und der Geschichte der Bamuni zusammengestellt, und es sind auch Heirats- und Hofdokumente verfasst worden.

Njoya hat auch eine Mühle zum Mahlen von Weizen und anderer Getreidearten erfunden und förderte dadurch die Entwicklung einer kleinen Nahrungsmittelindustrie, sowie eine handbetriebene Druckmaschine, mit der Bücher, Zeichnungen und eine Karte des Königreichs vervielfältigt werden konnten.

Die Religion

Als Reaktion auf die von den Deutschen verhängten Zwangskonvertierungen, schuf Njoya eine neue Nationalreligion, indem er christliche und muslimische Elemente mit dem traditionellen Bamuni-Kult vermischte, bevor er 1916 mit den meisten Mitgliedern seines Hofes zum Islam konvertierte und ebenfalls den Namen Ibrahim annahm.

Der Foumban – Palast

Der ursprüngliche Foumban-Palast wurde 1913 durch einen Brand zerstört. Danach begann Njoya mit der Planung und dem Bau des heutigen Palastes. Die Deutschen waren von der Großartigkeit des Bauwerks beeindruckt und dachten mit ihrer typisch kolonialen Mentalität, dass Njoya den europäischen Stil kopieren wollte. Diese Theorie lässt allerdings die Elemente der afrikanischen Architekturtradition unbeachtet, die in dem Gebäude erkennbar sind, wie gewölbte Dächer, vorspringende Fensterbänke, Veranden, geschnitzte Holzpfosten und Tonziegel.

Das von Njoya erfundene Schriftsystem gerät in den 1930er Jahren in Vergessenheit, als das Königreich seine Teilautonomie verliert und die Franzosen, die dem deutschen Einfluss folgen, es verbieten. Njoya wird nach Yaoundé ins Exil geschickt, wo er 1933 stirbt, aber seine Erfindungen sind noch immer lebendig. Davon zeugt der Einsatz seines Enkels Ibrahim Mbombo Njoya, der den Foumban-Palast zu einem Museum umgebaut und die Schulkinder dazu ermutigt hat, die von seinem Großvater erfundene Bamunit-Schrift zu lernen.

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Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!